Franz Schubert „Gesang der Geister über den Wassern“

Der Menschen Seele gleicht dem Wasser;
Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder zur Erde muss es, ewig wechselnd.

Strömt von der hohen, steilen Felswand
Der reine Strahl, dann stäubt er lieblich in Wolkenwellen
Zum glatten Fels, und leicht empfangen wallt er verschleiernd,
Leisrauschend, zur Tiefe nieder

Ragen Klippen dem Sturz entgegen
Schäumt er unmutig stufenweise zum Abgrund.

Im flachen Bette schleicht er das Wiesental hin,
Und in dem glatten See weiden ihr Antlitz alle Gestirne.

Wind ist der Welle lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus schäumende Wogen.
Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind!