Donne da Canto „Begegnungen“ 2023

Programm: Für Liedtexte auf Titel klicken
Franz Schubert, Gesang der Geist über den Wassern D. 714 / Op.167
Max Reger, Fünf Duette Op.14,1
– Nachts
– Abendlied
– Sommernacht
– Gäb’s ein einzig Brünnelein
– „O frage nicht!“
Johannes Brahms, Gesänge Op.17
– „Es tönt ein voller Harfenklang“
– Lied von Shakespeare
– Der Gärtner
Gesang aus Fingal
Cyrill Schürch
– I chatscha di – Der Tag bricht an
– Moonlight, Summer Moonlight
Max Reger, Drei Duette Op.111a, 1
– Waldesstille
– Frühlingsfeier
– Abendgang
Antonio Salieri, Das Lob der Musik, bearbeitet von Jean-Jacques Schmid

Begegnungen, zum 150. Geburtstag von Max Reger

Ich freue mich, Ihnen ein Konzertprogramm zu präsentieren, welches eine Geschichte von Begegnungen und Bekanntschaften unter KomponistInnen erzählt. Ein Portrait über mehr als hundert Jahre Musik bis hin zum Jubilar Max Reger und darüber hinaus, im Programm werden wir aber nicht chronologisch vorgehen.
Antonio Salieri ist hier der Urvater, er war Vorgesetzter, Freund und auch Konkurrent von Mozart, überlebte ihn aber bei weitem. In seinen letzten Lebensjahren hatte er einen begabten jungen Studenten namens Franz Schubert angenommen. 
Leider starb Schubert nur drei Jahre nach seinem Lehrmeister und viele seiner Werke waren nicht gedruckt worden. 
 
Eine wichtige Rolle bei der Wiederentdeckung Schuberts spielte Johannes Brahms, der oft persönlich zuständig war für die Erstausgaben der Musik Schuberts. 
Brahms war eine konservativ-progressive Figur, seine Einstellung zur Musik beeinflusste Max Reger ausserordentlich, sie lernten sich auch persönlich kennen. Max Reger gilt als „der letzte Riese“ unter den Komponisten. Seine Musik ist komplex und schwer aufzuführen, zu seinem 150. Geburtstag führen wir die zwei Gruppen von Gesangsduetten auf.
 
Cyrill Schürch ist ein Freund von mir, ich habe in den letzten Jahren einige seiner Werke uraufgeführt. Er ist zurzeit wohl der bekannteste und erfolgreichste Schweizer Komponist, wir zeigen ihnen zwei Stücke, „Moonlight“ sogar als Uraufführung.
Er ist bekannt dafür, seinen Stil den Gegebenheiten anzupassen, seine Chormusik ist ausserordentlich klangschön und harmonisch, er hat aber auch modernistische Seiten. Hier eine andere Uraufführung von mir: 
 
Die Klavierstücke der vier Komponistinnen ergänzen das Bild der Geschichte. Sie waren allesamt im Musikleben integriert und hatten den Respekt ihrer berühmten männlichen Kollegen. Überraschenderweise war allen von ihnen ein langes und meist erfolgreiches Leben gegönnt.
Clara Schumann als zentrale Figur des 19. Jahrhunderts muss nicht näher vorgestellt werden, sie stand im engen Kontakt zu Johannes Brahms und war schon zu Lebzeiten eine Legende.


Clara Schumann (1819-1896)

Elisabeth von Herzogenberg kam ebenfalls aus dem Umfeld von Brahms und hatte viele  Kontakte zu komponierenden Kolleginnen. Insbesondere war sie mit der Amerikanerin Ethel Smyth befreundet und liiert. Bekanntermassen warf Brahms viele seiner geplanten Kompositionen sofort in den Papierkorb wenn eine kritische Bemerkung ihrerseits kam. Leider sind nur acht Klavierstücke von ihr erhalten geblieben.

Sophie Menter kam aus dem anderen Kreis, dem Einflussbereich von Franz Liszt. Eigentlich wollte sie bei ihm studieren, er hielt sie aber für so pianistisch vollendet dass er sie als Kollegin betrachtete. Ihre Erfolge reichten bis nach St. Petersburg wo sie mit Tschaikowski arbeitete. Am Ende ihres langen Lebens schrieb sie noch Klavierstücke für den jungen Claudio Arrau, die er auch aufnahm.
Und zum Schluss eine rätselhafte Figur, Edna Bentz Woods. Über sie wissen wir nicht viel, es gibt kaum Fotos und wenig Informationen über ihr Leben. Die „Valse phantastique“ wurde überraschend von zwei führenden Pianisten ihrer Generation aufgenommen, von Joseph Hoffman (1924) und Marc-André Hamelin (2001). Ansonsten wurde kaum je etwas von ihr gespielt. Es gäbe sicher sehr viel noch zu entdecken und auszugraben.
 
JJ Schmid, Oktober 2023