Die Quelle op. 46/6

Die Quelle op. 46 / 6 
Text von Adelbert von Chamisso

Ein hochelegantes Kunstlied, das den Text überzeugend in Töne fasst. Die Schönheit der Komposition spiegelt sich in der Perfektion der melodischen Führung des Gesanges wieder, das Klavier wiederum erzählt im Detail die Finessen des Textes nach. Ein unnachahmliches Meisterwerk ist Medtner hier gelungen.

Unsre Quelle kommt im Schatten
Duft’ger Linden an das Licht,
Und wie dort die Vögel singen,
Nein, das weiß doch jeder nicht!

Und das Mädchen kam zur Quelle,
Einen Krug in jeder Hand,
Wollte schnell die Krüge füllen,
Als ein Jüngling vor ihr stand.

Mögen wohl geplaudert haben,
Kam das Mädchen spät nach Haus:
Gute Mutter, sollst nicht schelten,
Sandtest selbst ja mich hinaus.

Geht man leicht zur Quelle, trägt man
Doch zu Haus ein schwer’ Gewicht,
Und wie dort die Vögel singen, –
Mutter, nein, das weißt du nicht!